Meike Anlauff, Frontfrau mit Power und Seele.

Wohl kaum eine Rolle definiert eine Band so sehr wie der Leadgesang. Er ist das auffälligste Medium zwischen Song und Zuhörer und steht im Kontakt zum Publikum an vorderster Front.
Wir unterhielten uns mit Meike Anlauff, die bei Decoy die Rolle des weiblichen Hauptgesangs übernimmt.

Vorneweg mal eine Frage: stimmt es, dass Decoy durch eine Peter Maffay-DVD auf Dich aufmerksam geworden ist?

Meike: (lacht) Ja, das habe ich später auch erfahren. Das ist schon irgendwie lustig, wenn jemand sagt: “Wir haben Dich in einem Musik-Video gesehen und waren total geflasht.”

Kann ich mir vorstellen, wir reden da gleich noch drüber. Aber lass uns mal vorne anfangen: wie sahen denn Deine Anfänge so aus?

Meike: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, weil ich schon immer Musik gemacht habe. Meine Eltern haben das auch gefördert. Mein Papa hat mich als kleines Kind immer auf der Gitarre begleitet. Wahrscheinlich habe ich schon gesungen, bevor ich sprechen konnte (lacht).
Irgendwann hab ich dann angefangen, außerhalb der Familie Musik zu machen und das lief dann so mit als ganz natürlicher Teil meines Lebens neben Schule, Sport usw..

Und wie bist Du dann zu der Entscheidung gelangt, Profi zu werden?

Meike: Na ja, meine persönliche Theorie ist ja, dass sich die Dinge ganz natürlich in diese Richtung entwickelt haben, der Weg sozusagen vorbestimmt war. Somit leuchtet es ein, dass ich irgendwann Nägel mit Köpfen gemacht habe, meinen Job als Ergotherapeutin dran gab und nach Mannheim gezogen bin, vor allem, weil es da eine sehr lebendige Musik- bzw. Popszene gibt.

Wie hat sich dieser Umbruch auf Dich und Deine musikalische Entwicklung ausgewirkt? Das ist ja schon ein radikaler Wandel.

Meike: Allerdings, aber das hat mich auch geformt. Plötzlich bist Du selbständig, musst Dich organisieren, keiner redet Dir rein, es zeigt Dir aber auch keiner was, Du musst eben Deinen Platz finden.

Und wie hast Du Deinen Platz dann gefunden?

Meike: Ich habe Vollgas gegeben. Alle Gigs gemacht, die mich weiter gebracht haben, egal ob 50 Leute vor der Bühne standen oder 5000. Das sind alles Erfahrungswerte, die Deine Professionalität formen, Dich lehren, immer am Start zu sein und einen guten Job zu machen.

Das klingt sehr strukturiert, aber auch anstrengend.

Meike: Es ist viel Arbeit, aber die schönste Arbeit der Welt! Ich habe nach wie vor Lust auf die Bühne zu gehen und bin sehr dankbar für die tollen Erlebnisse und auch die super Leute, mit denen ich arbeiten durfte.

Was uns zum nächsten Punkt bringt. Wir sprachen ja eben schon über Peter Maffay. Erzähl doch mal, wie diese Zusammenarbeit zustande kam.

Meike: Wir sind uns zufällig bei einer Fernsehshow begegnet, bei der ich meine Version des alten Motown-Klassikers Keep Me Hanging On präsentiert habe. Das hat ihm gefallen, woraufhin er mich zu einer weiteren TV-Sendung eine Woche später einlud und mir dort eröffnete, mich mit auf Tour nehmen zu wollen. Das war natürlich ein Hammer so mit Mitte 20. Er hatte das einfach so aus dem Bauch heraus entschieden. Als ich dann wenige Wochen später zu den Proben kam, wurde mir klar, dass Peter mich nicht einfach nur für den Background-Gesang gebucht hat, davon war ich bis dahin ausgegangen, sondern als Specialguest inklusive Performance eines eigenen Songs und zweier Duette mit ihm. Eine unglaubliche Erfahrung! Und dann ging die DVD auch noch auf Gold!

Das nennt man dann wohl “zur richtigen Zeit am richtigen Ort”. Und durch die DVD wurde dann ja auch Decoy auf Dich aufmerksam.

Meike: Richtig. Das war so um 2008. Anfangs der übliche professionelle Angang, also ein unverbindliches “Hey, hast Du an dem und dem Tag Zeit?”, ein, zwei Gigs, aber schon kurze Zeit später die Frage, ob ich fest einsteigen möchte.

Die Du offensichtlich mit “ja” beantwortet hast. Warum? Was gab den Ausschlag?

Meike: Ich hatte bis dahin schon viele Cover-Gigs, aber auch eigene Bands mit eigenen Songs und Platten. Bei Decoy habe ich schnell gemerkt, dass das eine besondere Band ist. Natürlich spielen wir Chart-Songs, aber ich habe die Möglichkeit, mich selbst einzubringen und eine eigenständige Interpretation auf die Bühne zu bringen, was für mich so eine Art “best of both worlds” ist. Das gleiche gilt auch für das Repertoire: habe ich zu einem Song keinen Zugang, singe ich ihn auch nicht! Das Ergebnis dieser Herangehensweise ist 100%-ige Authentizität. Nur so und unter solchen Bedingungen kann man das Beste aus einer Performance herausholen. Ich weiß das, weil wir das bei Decoy schon seit Jahren so machen, und ich kann versichern: es funktioniert!